Was ist Erdölbegleitgas

Das Erdölbegleitgas (APG) ist ein im Erdöl gelöstes Gas. Das Erdölbegleitgas wird bei der Erdölförderung gewonnen, d.h. es ist im Grunde genommen ein Begleitprodukt. Aber das APG an sich ist auch ein wertvoller Rohstoff für die Weiterverarbeitung.

Molekulare Zusammensetzung

Das Erdölbegleitgas besteht aus leichten Kohlenwasserstoffen. Das sind vor allem Methan — die Hauptkomponente von Erdgas — aber auch die schwereren Komponenten: Ethan, Propan, Butan u.a.m.

Alle diese Komponenten unterscheiden sich durch eine unterschiedliche Anzahl von Kohlenstoffatomen im Molekül. So gehört zum Methan-Molekül ein Kohlenstoffatom, bei Ethan gibt es zwei Kohlenstoffatome, bei Propan — drei, bei Butan — vier usw.

 


~ 400.000 Tonnen — Tragfähigkeit eines Rohöl-Supertankers

Nach den Informationen des Weltnaturfonds (WWF) werden in den erdölfördernden Regionen jährlich bis zu 400 000 Tonnen feste Schmutzstoffe emittiert, ein bedeutender Teil davon sind die Verbrennungsprodukte von APG.

Ängste der Ökologen

Das Erdölbegleitgas muss vom Erdöl getrennt werden, damit letzteres die erforderlichen Standards erfüllt. Lange Zeit blieb das APG ein Nebenprodukt für Erdölunternehmen, deswegen wurde für seine Entsorgung eine ziemlich einfache Lösung gefunden — es wurde verbrannt.
Noch bis vor Kurzem konnte man im Flug über Westsibirien aus dem Flugzeug viele brennende Flammen sehen: es brannte das Erdölbegleitgas.

In Russland bilden sich jährlich infolge der Gasverbrennung in den Fackeln 100 Mio. Tonnen CO2.
Die Rußemissionen sind auch gefährlich: nach Meinung der Ökologen können die kleinsten Rußpartikeln über große Strecken übertragen werden und sich auf der Schnee- bzw. Eisoberfläche absetzen.

Sogar eine fast unsichtbare Verschmutzung von Schnee und Eis setzt ihre Albedo — die Reflexionsfähigkeit — wesentlich herab. Im Ergebnis erwärmen sich der Schnee und die bodennahe Luftschicht, und unser Planet reflektiert eine kleinere Menge der Sonnenstrahlung.

Die Reflexionsfähigkeit von nicht verschmutztem Schnee:

Verbesserungen

In der letzten Zeit begann sich die Situation mit der APG-Entsorgung zu verändern. Die Erdölunternehmen schenken der rationellen Nutzung des Begleitgases immer mehr Aufmerksamkeit. Die Aktivierung dieses Prozesses fördert der Beschluss der Regierung der Russischen Föderation Nr. 7 vom 8.Januar 2009, in dem die Forderung festgeschrieben ist, dass das Niveau der Nutzbarmachung von Begleitgas auf 95% zu bringen ist. Wird diese Forderung nicht erfüllt, müssen die Erdölunternehmen mit hohen Strafen rechnen.

Die Offene Aktiengesellschaft Gazprom hat ein mittelfristiges Investitionsprogramm für die Steigerung des Anwendungsnutzens von APG für 2011–2013 vorbereitet. Das Nutzungsniveau von APG in der Gazprom-Gruppe betrug 2010 durchschnittlich 64%,  dabei nutzen die Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gazprom dobycha Orenburg , die Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gazprom pererabotka und die Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gazprom neft Orenburg schon 100% APG.

Varianten der Nutzbarmachung

Es gibt eine Vielzahl an Verfahren für die Nutzbarmachung von APG, jedoch werden in der Praxis nur einige davon verwendet.

Das Grundverfahren für die Nutzbarmachung von APG ist seine Zerlegung in Komponenten, von denen das entbenzinierte Trockengas  den größten Teil ausmacht (im Grunde genommen ist das dasselbe Erdgas, d.h. hauptsächlich Methan, das eine bestimmte Menge Ethan enthalten kann). Die zweite Gruppe der Komponenten wird als breite Fraktion leichter Kohlenwasserstoffe bezeichnet  ( Y-grade NGLs ). Sie stellt ein Gemisch der Stoffe mit zwei Kohlenstoffatomen und mehr (Fraktion C2+) dar. Eben dieses Gemisch ist ein Rohstoff für die Erdölchemie.

Die Prozesse der Zerlegung von Erdölbegleitgas erfolgen in den Anlagen für Niedertemperatur-Kondensation (NTK) und Niedertemperatur-Absorbation (NTA). Nach der Zerlegung kann das entbenzinierte Trockengas durch herkömmliche Gasleitungen befördert werden, und die Y-grade NGLs können zur Weiterverarbeitung für die Erzeugung der erdölchemischen Produkte geliefert werden.

Laut Informationen des Ministeriums für Naturressourcen und Ökologie haben die größten Erdölunternehmen 2010 74,5% des gesamten ausgebeuteten Gases verwendet und 23,4%  in Fackeln verbrannt.

Die Werke für die Verarbeitung von Gas, Erdöl und Gaskondensat in erdölchemische Produkte sind High-Tech Komplexe, die chemische Produktionen und Produktionen der Erdölverarbeitung kombinieren. Die Kohlenwasserrohstoffe werden in den Werken der Tochtergesellschaften von Gazprom verarbeitet: in Astrachan-, Orenburg-, Sosnogorsk-Gasverarbeitungswerken, im Orenburg-Helium-Werk, im Surgut-Werk für Kondensat-Stabilisierung und im Urengoi-Werk für die Transportaufbereitung des Kondensats.

Das Erdölbegleitgas kann man auch in Energieanlagen für Stromerzeugung einsetzen — dies erlaubt den Erdölunternehmen, das Problem der Energieversorgung von Förderfeldern zu lösen, ohne Stromenergie einzukaufen.
Außerdem wird das APG zurück in die Schicht eingespeist, wodurch sich die Wirkung der Erdölextraktion aus der Schicht steigern lässt. Dieses Verfahren bezeichnet man als Gaskreislaufverfahren (Cycling-Prozess).